Leicht umsetzbar, schwer umsetzbar, gar nicht umsetzbar? Die angestrebten Ziele der Schulsprecher*innen

Mit dem Übergang vom ersten zum zweiten Schulhalbjahr hat die aktuelle Schüler*innenvertretung (SV) die Mitte ihrer Amtszeit erreicht. Ein Anlass für die Schülerin Helene Lindemann (Q2), Redakteurin der Schüler*innenzeitung „FlugBlatt“, die Ziele der Schulsprecher*innen und den Stand der Umsetzung genauer zu betrachten.

Kurz nach Schulbeginn werden jedes Schuljahr die/der Schulsprecher*in und ihre/seine Vertreter*innen gewählt. Gemeinsam mit den Klassensprecher*innen bilden sie die Schüler*innenvertretung (SV). Jede/r kennt die Prozedur der Schulsprecher*innenwahl, die ausgehängten Kandidaturplakate, die Vorstellung der Kandidat*innen in der Aula, die Fragerunde und die Wahl selbst. Aber wer sollte eigentlich kandidieren, was möchte man an unserer Schule verändern und verbessern und wie will man das umsetzen?

Vier Schüler*innen aus der Oberstufe haben sich zur Kandidatur gestellt: Mewael Estifanos (Q4), Emma Fuchs (Q2), Christoph Schulz (Q2) und Samuel Seeboth (Q2). Mewael Estifanos hat die Wahl gewonnen und ist der aktuelle Schulsprecher unserer Schule.

Durch meine Erfahrungen aus den letzten Jahren kann ich sagen, dass auffällt, dass sich vorwiegend ältere Schüler*innen für dieses Amt bewerben. Das kann ich einerseits nachvollziehen, da die Älteren mehr Erfahrungen aus dem Gymnasialleben haben und ihnen dadurch auch viele Entscheidungen leichter fallen. Jedoch könnten auch Jüngere Verantwortung übernehmen; sie sollten sich meiner Ansicht nach nicht von den Älteren das Interesse an einer Kandidatur nehmen lassen. Hierbei sind besonders die Schüler*innen aus der 9. und 10. Jahrgangsstufe gemeint. Ich sehe in ihnen hohes Potential, die Wahl gewinnen zu können, da sie auch schon einiges an Erfahrungen mitbringen können. Zwar kennt man aufgrund der weitgehend getrennten Klassengemeinschaften in der Mittelstufe im Gegensatz zum offenen Kurssystem der Oberstufe möglicherweise nicht so viele Mitschüler*innen und hat dadurch Bedenken, überhaupt gewählt zu werden. Jedoch sollten im Vordergrund die Ziele der Wahlkandidatin/des Wahlkandidaten stehen.

Zur letzten Wahl haben die Kandidat*innen interessante und unterstützenswerte neue Ziele vorgestellt. Jedoch gibt es auch manche Vorhaben, die sich jedes Jahr wiederholen und dadurch den Anschein erwecken, dass sie nicht oder nur teilweise umgesetzt wurden oder vielleicht überhaupt nicht umgesetzt werden können.

Ein Beispiel für ein meines Erachtens erstrebenswertes neues Ziel ist die Verleihung des Zertifikats „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Auf der Homepage des Projekts heißt es: „‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ ist ein Projekt von und für SchülerInnen. Es bietet ihnen die Möglichkeit, das Klima an ihrer Schule aktiv mitzugestalten und bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln. Wir sind das größte Schulnetzwerk in Deutschland, dem über 2.800 Schulen angehören (Stand: Oktober 2018) die von über eineinhalb Millionen Schüler*innen besucht werden.“ (www.schule-ohne-rassismus.org) Hinter dem Projekt steht der Verein „Aktion Courage e.V.“. Projektleiterin ist die Pädagogin Sanem Kleff.

Das Vorhaben, das Lilienthal-Gymnasium als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zertifizieren zu lassen, wurde dieses Jahr meines Wissens frisch aufgegriffen. Besonders haben sich dafür Samuel Seeboth und Emma Fuchs engagiert. Denn sie sind der Meinung, dass unsere Schule ein Ort der friedlichen Gemeinschaft und des internationalen Zusammenkommens ist und dass dies mit dem Zertifikat betont werden sollte. Die beiden setzen sich dafür ein, dass das Lilienthal-Gymnasium als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet wird. Beim Jahrgangstreffen von Q1 und Q3 am 28.11.2019 wurde für den Vorschlag gestimmt, die Zertifizierung zu beantragen. Auch die SV hat sich auf einer ihrer Sitzungen dafür ausgesprochen. Damit der Antrag mit Chancen auf Erfolg auf den Weg gebracht werden kann, muss nun noch Folgendes geschehen: Mindestens 70 Prozent aller derjenigen, die am Lilienthal-Gymnasium lernen und arbeiten, müssen sich mit ihrer Unterschrift dazu verpflichten, „sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen“ – so heißt es auf der Homepage der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Schon länger geplant und von der SV seit langem thematisiert ist hingegen die Verschönerung der Toiletten, etwa durch ein Wandmotiv. Viel wurde bisher darüber gesprochen, jedoch wurde noch nichts direkt an den Toiletten verändert. Hierbei sollte man wissen, dass die Schule im Jahr 2018 bei dem „GraWCitti“-Wettbewerb der Sparkasse teilgenommen und ein Preisgeld in Höhe von 1.000€ gewonnen hat. Die Geldmittel, die unsere Schule von der Sparkasse bekommen hat, sind zweckgebunden, für eine etwaige Verschönerung der Toiletten. Dieses Geld müsste man nun also zur Toilettenverschönerung verwenden. Jedoch gibt es aus der Schüler*innenschaft auch Gegenstimmen, da ohnehin eine Gesamtsanierung der Schule in absehbarer Zeit bevorsteht. Ein Vorschlag war nun, dass ein Banner gedruckt werden soll, welches bis zur Gesamtsanierung an einer geeigneten Wand in den Toiletten aufgehängt werden soll.

Ein weiteres Ziel der Kandidat*innen ist das Schul-WLAN, welches auch für uns Schüler*innen benutzbar sein soll. Schon seit Jahren setzen sich Schülervertreter*innen dafür ein. Bisher ist es immer noch ein „Projekt der Zukunft“. Aber in letzter Zeit hat sich doch einiges getan: Zum Beispiel wurden WLAN-Router an verschiedenen Stellen der Schule installiert.

Neben solchen zwar schwierig umsetzbaren, aber insgesamt realistischen Forderungen gibt es manchmal auch Wahlziele, deren Umsetzung extrem unwahrscheinlich ist. Ein Beispiel aus einer früheren Wahl ist „Mathematik ganz aus dem Abitur entfernen“. Bei der vergangenen Wahl gab es keine solche unrealistische Forderung.

In unserer Schüler*innengemeinde gibt es viele Wunschvorstellungen. Manche Ziele sind leichter umsetzbar, manche benötigen mehr Zeit und bei manchen ist die Umsetzbarkeit sehr fragwürdig. Vor der Wahl der Kandidat*innen sollten wir diese Ziele immer erst ausreichend hinterfragen und analysieren.

Helene Lindemann (Q2)

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mögliche Motive zur Verschönerung der Toiletten

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