Gedichte für heute – Instapoetry-Projekt in den Klassen 8.1 und 8.2

Lyrik und Instagram – passt das zusammen? Auf den ersten Blick kann man sich das schwer vorstellen: Dem Begriff „Lyrik“ haftet ja etwas Verzopftes an. Gedichte gelten als uncool: sprachlich hochgestochen, etwas träge, oft verschwurbelt. Man muss lange drüber nachdenken und wird eher aufgehalten als angespornt. Instagram hingegen: eine von diesen schnellen Social-Media-Plattformen, bei denen man in Windeseile auf den neuesten Stand kommt, lachen kann, abgelenkt wird von seinen Alltagssorgen.

Moment: Gibt es da nicht doch ein paar Parallelen zwischen Lyrik und Instagram? Wenn die Gedichte nur kurz genug sind, wenn man zwar neue Ideen bekommt, aber nicht allzu harte Nüsse knacken muss, wenn man direkt angesprochen wird in einer verständlichen, aber doch irgendwie originellen Sprache, wenn es überraschend funkt bei kurzen Gedichten, die attraktiv gestaltet sind – dann ist es „Instapoetry“. Eine neue Art von Gedichten, dem digitalen Zeitalter angemessen.

Die Schüler*innen der Klassen 8.1 und 8.2 hatten nun in einem Projekt Gelegenheit, Instapoetry kennenzulernen – und sogar eigene Insta-Gedichte zu schreiben. Studierende der Freien Universität Berlin hatten im Rahmen eines fachdidaktischen Seminars von Prof. Dr. Irene Pieper verschiedene Unterrichtsarrangements entworfen; Herr Dr. Urschel-Sochaczewski in der 8.1 und Frau Trompler in der 8.2 begleiteten das Projekt im jeweiligen Deutschunterricht. Die seit vielen Jahren bestehende Kooperation zwischen der Fachdidaktik Deutsch der Freien Universität Berlin und dem Fachbereich Deutsch des Lilienthal-Gymnasiums hat mit diesem Projekt neuen Schwung erhalten.

Bei allen Unterrichtsarrangements war das Ziel: das Verfassen eines eigenen Instapoetry-Textes zu einem aktuellen Thema, zum Beispiel zum Lockdown, oder auch zu Natur- und Alltagsphänomenen. Veröffentlicht wurden die Texte auf einem Instagram-Account, zu dem nur die Teilnehmer*innen des Projekts Zugang hatten. Einige ausgewählte Texte sehen Sie auch hier.

Die Aufgaben waren so gestaltet, dass die Schüler*innen weitgehend selbstständig in Gruppen arbeiten konnten und dabei Schritt für Schritt mehr über das ‚Funktionieren‘ von Lyrik, etwa über die Bedeutung von Metaphern und Rhythmus, sowie über das Entstehen gelungener Texte erfuhren. Gedichte schreiben hat wenig mit Genie zu tun, aber viel mit Nachdenken und Überarbeiten!

Wenn Fragen aufkamen – oder auch, um Zwischenergebnisse zu besprechen –, konnten die Gruppen mit den Studierenden in Kontakt treten, per Telefon oder auch per Videokonferenz. Es ergaben sich sehr nette, fokussierte und tiefgründige Gespräche.

Ein persönlicher Besuch der Studierenden im Unterricht war in der Pandemiesituation zwar leider noch nicht möglich; aber künftig sollen auch direkte Begegnungen im Rahmen der Kooperation wieder stattfinden.

Wir danken allen Beteiligten für die gelungene Zusammenarbeit und freuen uns auf weitere gemeinsame Projekte!

Nina Trompler und Florian Urschel-Sochaczewski

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