Ich melde mich heute mit herzlichen Grüßen aus dem Collège Émile Zola aus Suresnes bei Paris, das mit dem Lilienthal-Gymnasium seit dem Schuljahr 2019/20 eine Partnerschaft hat. Seit dieser Zeit haben sich mehrere Klassen beider Schulen per Briefkontakt und Videokonferenzen kennengelernt. Da ich zur Zeit ein Sabbatjahr in Paris verbringe, habe ich die Gelegenheit genutzt, das Collège zwei Tage lang zu besuchen.
Für diejenigen, die mit dem Schulsystem in Frankreich nicht so vertraut sind: Das Collège ist sozusagen die Mittelschule und umfasst die Jahrgänge 6-9, die alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam besuchen, ehe die meisten von ihnen danach für drei Jahre auf das Lycée gehen. Letzteres ist also vergleichbar mit unserer Oberstufe. In der französischen Schule läuft einiges anders als bei uns. So ist das Schulgebäude an diesem Collège zum Beispiel durchgehend verschlossen. Den Schülerinnen und Schülern wird morgens geöffnet. Lehrkräfte haben einen Buzzer und alle anderen müssen klingeln und sich zunächst am Empfang melden, wo genau dokumentiert wird, wer das Schulgebäude betritt. Zudem ist der Eingangsbereich videoüberwacht. Im Innenbereich wird man dann freundlich vom Personal der „Vie Scolaire“ begrüßt. Das ist der Bereich für den oder die CPE d.h. der Person, die sich um administrative und soziale Angelegenheiten rund um die Schüler- und Elternschaft kümmert. Außerdem gehören zur Vie Scolaire noch die Surveillant·e·s, also die Aufsichtspersonen, die wir in deutschen Schulen leider gar nicht kennen. Auf meinem Weg zum Personalzimmer fiel mir als Nächstes ein gerahmtes Bild ins Auge – die „Marseillaise“, also der Text der französischen Nationalhymne. Diese Art von Patriotismus, die in Deutschland nicht sehr verbreitet ist, ist in Frankreich selbstverständlich. Zuletzt noch etwas, das manche vielleicht erstaunt – und die Schülerinnen und Schüler am Lili können sich jetzt richtig glücklich schätzen: in Frankreich ist es durchaus üblich, dass man für vergessene Hausaufgaben etc. nachsitzen muss!
Ich wurde am Collège Emile Zola sehr herzlich von Aurélie Déchalotte empfangen. Sie ist die einzige Deutschlehrerin an der Schule und liebt Deutschland und die deutsche Sprache. Während meines Besuches haben die Schülerinnen und Schüler der Cinquième (7. Klasse) zwei französische Weihnachtslieder gesungen und aufgenommen. Die Aufnahme wird an die Klasse 7.4 von Frau Pruß geschickt, die ihrerseits zwei deutsche Weihnachtslieder singt. Auf diese Weise erlernen beide Schülergruppen die Lieder in der anderen Sprache.
In diesem Sinne Joyeux Noël / Fröhliche Weihnachten!
Nina Mees