„Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist, aber es war schön […].“
Bericht über den Workshop zu „Der geteilte Himmel“
Im Rahmen des Deutschunterrichts besuchten die beiden Leistungskurse von Frau Trompler und Herrn Urschel-Sochaczewski am 07.05.18 die Schaubühne am Lehniner Platz zu dem Theaterstück „Der geteilte Himmel“ nach Christa Wolf. Bereits neun Stunden zuvor trafen wir uns auf der Probebühne der Schaubühne zu einem Workshop, der es in sich hatte.
Schon in der Kennenlernrunde zu Beginn wurde es anspruchsvoller als erwartet, denn nicht nur unser Name, sondern auch der für uns wichtigste Baustein der Demokratie wurden zu hören gefordert. Die anschließenden Gruppenspiele sorgten für eine gute Stimmung; von schnellen visuellen Absprachen bei der Gruppenbildung über tiefgründige Zitate aus dem bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend unbekannten Theaterstück bis hin zu lauten und lustigen Sprachübungen war für jeden irgendwann der Moment gekommen, ein Lächeln über das Gesicht blitzen zu lassen. Auch die kleinen schauspielerischen Darbietungen der Teilnehmer ließen später viel Freude aufkommen. Als es dann tiefer in die Thematik des Stückes ging, haben wir Bilder, Zitate und Situationen aus der Inszenierung an einem Zeitstrahl eingeordnet.
Nach der 15-minütigen Pause wurde uns erneut die Möglichkeit für Gruppenspiele gegeben und so erreichten wir nach weiteren Übungen den Höhepunkt des Workshops: Eine zwar grobe und lückenhafte, aber doch bereits als solche erkennbare Inszenierung des Theaterstücks „Der geteilte Himmel“ mithilfe von Skript-Auszügen. Viele Requisiten, Rollenbesetzungen und schauspielerisches Talent sorgten nicht nur bei der Präsentation für Heiterkeit. Auch während der zeitlich kurz gehaltenen Proben wurde viel gelacht und die eine oder andere neue Erfahrung gemacht, was Schauspiel und Kreativität angeht.
Schließlich gab es viel positives Feedback der Gruppe und trotz der großen Anspannung vor und während der Aufführung haben alle etwas Nützliches gelernt. „Ich bin erleichtert, dass es vorbei ist, aber es war schön […].“ Dieser Satz eines Workshop-Teilnehmers fasst die Stimmung unmittelbar nach der eigenen Aufführung treffend zusammen.
Die Inszenierung des Theaterstücks wurde durch den Workshop mit mehr Erwartungen und Wohlwollen besucht und ist außerdem durch die viele Vorarbeit im Workshop sowie die besondere Darstellung zu etwas Besonderem geworden.
Nicolai Sander, 2. Semester
Liebe im Baustellenlärm
„Der geteilte Himmel“ an der Schaubühne – eine Rezension
Armin Petras inszeniert „Der geteilte Himmel“ an der Schaubühne auf seine ganz eigene Art.
Das Stück, nach der Erzählung von Christa Wolf aus dem Jahr 1963, berichtet von der Liebe zwischen den Protagonisten Rita und Manfred, die durch die sich verändernden Gegebenheiten in der DDR auf die Probe gestellt wird. Das Stück ist geprägt von Unterschieden: zwischen Lebensvorstellungen, zwischen Ost und West, und die Protagonistin Rita ist mitten drin.
Die Liebes- und Trennungsgeschichte von Rita und Manfred ist ein abstraktes Spektakel, das alle Blicke der Zuschauer wortwörtlich ins Zentrum rückt: in die Mitte des Raumes, auf einen Steg, der hier als Bühne dient. Große Zeitsprünge prägen die Inszenierung; als Verbindung dienen Filmausschnitte als Wandprojektionen und der Einsatz von Musik. Es sind inspirierende Bilder und Töne, die Medien werden großartig eingesetzt.
Trotz des interessanten Ansatzes fehlte aber immer wieder die Spannung, der rote Faden, die Aufmerksamkeit des Publikums also ebenso. Es hätte vielleicht eine Zigarette, ein Presslufthammer oder ein Monolog weniger sein können.
Sehenswert ist „Der geteilte Himmel“ dennoch: Jedem, der auf Baustellenlärm steht, der in einen sicheren Tinnitus mündet, sei der Besuch des Stückes nur zu empfehlen. Doch im Ernst: Neben den Wandprojektionen und der Musik überzeugen auch die Schauspieler – sie agieren grandios. Und wer sich für die Geschichte der DDR interessiert, wird definitiv Gefallen finden an dem Stück, das den Sozialismus mit den typischen Propagandaansagen der SED in Sprechchören scheinbar feiert, bei genauerem Hinsehen aber durchaus kritisiert.
Julia Knöfel, Sören Neun, Paul Schmidt, 2. Semester