Klassenraum statt Bundesrat – „FlugBlatt“-Redaktion bei der digitalen Preisveranstaltung der Jugendpresse Deutschland

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Die „FlugBlatt“-Redaktion hatte sich schon sehr auf die Preisverleihung im Bundesrat gefreut: Persönlicher Austausch mit Schülerzeitungsredakteur*innen aus ganz Deutschland, ein beeindruckendes Ambiente, Treffen mit Politiker*innen und anderen gesellschaftlich engagierten Personen. Die Aussicht auf diese Preisverleihung hatten wir, weil das „FlugBlatt“ beim Schülerzeitungswettbewerb 2019/2020 der Jugendpresse Deutschland mit der 17. Ausgabe „Digitales Leben?!“ den Sonderpreis „Digitale Medien und Schule“ gewonnen hatte. Aber dann kam die Corona-Pandemie, und die Preisverleihung musste in dieser Form leider abgesagt werden. Das hat die Jugendpresse aber nicht davon abgehalten, trotzdem eine Veranstaltung für die Gewinner*innen zu organisieren – eine Online-Preisveranstaltung. Daran durften einige Redakteur*innen des „FlugBlatts“ in der Woche vom 28.09. bis zum 02.10.2020 teilnehmen – vom Klassenraum aus streamten wir die Veranstaltung – anders als zunächst geplant, aber trotzdem interessant.

Während des Home Schoolings hatten wir alle uns im Umgang mit digitalen Medien geübt; dieses Wissen wurde nun bei der digitalen Veranstaltungswoche auf die Probe gestellt. Über 50 Beteiligte aus verschiedenen Schulen und Institutionen machten mit!

Im Vorfeld entschieden wir, bei welchen Workshops wir teilnehmen wollen, und starteten direkt am Montag, den 28.09.2020 mit der Einführungsveranstaltung. Der professionelle Moderator Bernd Fiedler führte uns durch die gesamte Veranstaltung, bei der wir mithilfe der Chat-Funktion und eines Mikros kommunizierten. Wir, die Vertreter*innen der „FlugBlatt“-Redaktion, versammelten uns vor dem Smartboard in einem Unterrichtsraum und sprachen in der Videokonferenz mit Leuten an anderen Orten, darunter auch eine gute Bekannte: Die ehemalige Chefredakteurin Dijana absolviert derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr bei der Jugendpresse. Wir sahen sie auf digitalem Wege wieder.

Über die Website „Mentimeter“, die einige unserer Redakteur*innen sogar schon aus dem Unterricht kannten, lernten die Veranstalter*innen und die Redaktionen sich untereinander besser kennen. Dann teilte jede*r der vielen Teilnehmer*innen sich selbst durch Auswählen einer Nummer zu einem virtuellen „Lagerfeuer“ zu, an dem man sich mit Vertreter*innen verschiedener gesellschaftlicher Institutionen austauschen konnte. Außer den Sprecher*innen für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), mit denen wir in die Diskussion gingen, waren noch die Co-Vorsitzende der Jusos Berlin (Jugendorganisation der SPD) Sinem Taşan-Funke sowie eine Aktive bei der „Seebrücke“ (Organisation, die sich für sichere Fluchtwege nach Europa einsetzt) und eine Sprecherin von „Black Lives Matter“ Hamburg im Stream. Mit den FÖJler*innen Hannah und Jens sprachen wir über die Tätigkeiten als FÖJler*in und die Unterschiede zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) – alles richtete sich ganz nach unseren Fragen und dank der kleinen Gruppe kam jede*r von uns zu Wort. „Was ist überhaupt ein FÖJ?“, „Wie wird das finanziert?“, der politische Einfluss der FÖJler*innen und vieles mehr war Teil des Gesprächs. Man lernt im FÖJ, laut Hannah und Jens, Zeitmanagement, Organisation und viele Kommunikationsmöglichkeiten kennen und wird zudem noch gut vernetzt. Frustrierend kann das Ganze wohl trotzdem sein. Jens motivierte uns daher dazu, als Schüler*innenzeitung den Anfang für gesellschaftliche Veränderungen zu machen, in Bereichen, die aktuell vielleicht noch verbesserungswürdig sind – Schuljournalismus sei der Beginn davon.

Am Donnerstag folgte ein Workshop zum Thema „Hip-Hop-/Musikjournalismus“ – music reactions, Empfehlungen und Portraits sind nur ein paar musikjournalistische Formate, die, wie wir erfuhren, auf verschiedensten Plattformen, wie YouTube und Spotify, genutzt werden. Doch sollte man wirklich alle Informationen über prominente Musiker*innen als Neuigkeiten verbreiten? Beispielsweise, wenn eine berühmte Persönlichkeit eine Straftat begeht. Das „FlugBlatt“ war skeptisch: Man könne subjektiv durch das Bewundern oder Verabscheuen der Person in der Beurteilung der Tat beeinflusst werden, argumentierten wir – und andere Teilnehmer*innen diskutierten eifrig mit. Ab wann ist die Handlung einer öffentlichen Person Teil der Privatsphäre? Auch das war ein großes Gesprächsthema. „Man sollte sich fragen, ob man sich von dem Hate im Internet nicht zu sehr leiten lässt“, hieß es während Austauschs. Dieser Mahnung können wir uns nur anschließen.

Am Freitag, den 02.10.2020 trafen wir uns dann zur Abschlussveranstaltung. Hierbei wurde wieder Mentimeter genutzt, um die Woche zu reflektieren – wir sind neuerdings Expert*innen für Video-Sitzungen in großer Runde und haben während der Corona-Pandemie auch dazugelernt. Im Austausch mit den Veranstalter*innen und Teilnehmer*innen kam heraus, dass die Maßnahmen zwar für alle frustrierend sein können, aber „angry gets shit done“ – Wut und Frustration können in kreative und produktive Aktionen verwandelt werden.

Die digitale Preisveranstaltung war ein Mix aus analog und digital, eine Neuerfindung des Konzeptes. „Wir haben uns eben dazu entschieden, dass ihr nicht zum Preis kommt, sondern der Preis zu euch“, sagte eine der Veranstalterinnen. Die Videos, die Redaktionen aus dem ganzen Land vorher aufgenommen hatten – beispielsweise, während sie die zugeschickten Gewinnerpakete mit den Urkunden und einigen kleinen Überraschungen auspackten – , wurden bei der Abschlussveranstaltung als gemeinsamer Film präsentiert. Dieser Film zeigte, wie nah wir einander doch sein können, obwohl wir uns nicht persönlich in Berlin trafen. Diese Stimmung vermittelten die Veranstalter*innen der ganzen „FlugBlatt“-Redaktion und wahrscheinlich noch vielen anderen jungen Nachwuchsjournalist*innen. Man merkte, wie stolz auch die Veranstalter*innen berechtigterweise auf diese Leistung sind. „Das ist eine super Kiste, in die ihr euch hier reinmanövriert habt!“ meinte Bernd Fiedler.

Vielen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten, die uns diese Veranstaltung ermöglichten – sowohl an die Jugendpresse für die Organisation als auch an die Schulleitung und unseren betreuenden Lehrer, Herrn Urschel!

Trotz Corona geht bei der Jugendpresse die Arbeit weiter, mit verschiedenen digitalen Workshops und vielem mehr. Und auch wir, beim „FlugBlatt“, sind mittendrin in neuen Projekten: Wir arbeiten derzeit an der der 19. Ausgabe!

Wir sind eine Redaktion aus ganz verschiedenen Persönlichkeiten, aus Neulingen und erfahrenen „FlugBlättler*innen“, die gleichermaßen inspirierend sind und durchaus vorhaben, dass diese Teilnahme an einem Wettbewerb der Jugendpresse nicht die letzte gewesen sein soll. Um Bernd Fiedler erneut zu zitieren: „Ich freu mich darauf, euch wiederzusehen, FlugBlatt!“

Emilia Friedrich (10.3, Chefredakteurin „FlugBlatt“)

video_small.gif Video der Jugendpresse

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